Wie viele andere, habe natürlich auch ich die Debatte um #deletefacebook in den vergangen Tagen und Wochen verfolgt. Mich hat der Blogbeitrag von John Biggs besonders nachdenklich gemacht. Ich stimme dem zu. Ich muss hier nicht alle Argumente wiederholen, besser formulieren als er kann ich sie sowieso nicht.
Was mich aber noch einmal nachdenklicher gemacht hat, ist, dass viele, die Biggs oder auch Brian Acton, dem Whatsapp-Mitgründer zustimmen, gleichzeitig meinen, sie könnten es sich aus diesem oder jenem Grund nicht leisten, Facebook den Rücken zu kehren:
Ich arbeite damit, also kommt das für mich nicht infrage.
Diese Begründung finde ich fast genauso erschreckend wie der Umgang mit persönlichen Daten, der ja Gegenstand der derzeitigen Debatte ist, das undurchsichtige Geschäftsmodell und die demokratiezersetzende Wirkung, die (vor allem) Facebook entfaltet. Wenn der Satz stimmt, dann wären all diejenigen, die meinen, Sie müssten (nur) deshalb auf Facebook bleiben, weil sie damit eben “arbeiten” müssen, der Beweis dafür, dass die Gesellschaft längst so sehr von der Plattform unterwandert ist, dass man sagen muss: Sie ist quasi ihr Sklave geworden.
Das kann nicht richtig sein. Und ich glaube auch nicht, dass das stimmt. Allerdings bin ich überzeugt davon, dass es eines Tages soweit sein könnte, wenn Facebook seine Macht nicht genommen wird. Das ist mit Regulierung oder Anpassungen am Geschäftsmodell meiner Meinung nach aber nicht zu erreichen. Sondern allein dadurch, dass man sich (und Dritte) der Plattform nicht mehr ausliefert. Die Datenschutzbehörden werden uns nicht retten (Sorry, Henry). Das können wir nur selbst.
Ich habe deshalb entschieden, das nicht länger zu tun und damit auch einen von mir schon länger mit Argwohn betrachteten Kommunikationsweg für Mandatsanfragen zu schließen. Die Kanzlei-Facebookseite unter facebook.com/dirkslegal wird deshalb mit dem 31.3.2018 abgeschaltet. Mit dem selben Tag werde ich hier auf meinem Blog auch die entsprechenden “Teilen”-Schaltflächen löschen, soweit des Facebook betrifft (Und mein privates Profil natürlich auch, falls das in diesem Zusammenhang interessant ist).
Natürlich ist mir klar, dass das mit der Kontrolle über die eigenen Daten so eine Sache ist. Nein, Facebook ist nicht das einzige Schwarze Schaf in diesem Tümpel und nein, natürlich ist es nicht völlig konsequent, nur Facebook zu meiden, wenn sich Twitter und Google in ihren Geschäftsmodellen so sehr nicht unterscheiden.
Ich sehe hier trotzdem Unterschiede, die für mich heute so groß sind, dass ich handeln möchte.
Und ich glaube auch nicht, dass für die Masse der Nutzer z.B. Twitter eine so überragende Rolle spielt, wie das Facebook tut. Gut, außer für einen vielleicht.
In diesem Sinne: Auf wiedersehen, zum Beispiel hier, hier oder hier.
Ja, bei der Gelegenheit sollte man dann auch gleich den Twitter, g+, Xing und LinkedIn Button löschen. (Zumindest meine Erfahrungen mit dem Datenschutzbeauftragen von Xing sind, dass bisher *immer* beim LDI HH mit einer Eingabe endete.)
Aber um mal eine Alternative zu nennen: Wie wäre es mit Friendica oder Diaspora? Beides ist selbst-hostbar und dezentral. Zudem könnte man auch einem der zahlreichen öffentlichen Server “vertrauen”. Besser als die jetzt hier vertretenen sind die allemal.
Bei den hier verwendeten Schaltflächen besteht das Datenschutzproblem der herkömmlichen Buttons nicht, zumindest nicht, so lange nicht drauf geklickt wird. Richtig ist, dass die Funktionalitäten von Facebook allesamt ersetzbar sind, wenn wohl auch nicht vereint auf einer einzigen Plattform.
Da fällt mir nur der Twitter-Kommentar von PR-Doktor Kerstin Hoffmann ein: https://twitter.com/PR_Doktor/status/978295154217021440
Den Hinweis auf die (angebliche) Inkonsequenz finde ich nicht ganz so originell wie Sie.